Freihändig
1958, Schulzeit Opladen
Ein schöner Sommernachmitag im Schwimmbad. Die Freunde waren schon weg, wahrscheinlich zum Fußball, was nicht so meine Sache war. Für mich war es dann auch an der Zeit nach Hause zu fahren. Mit dem Fahrrad.
Der Weg vom Schwimmbad zur Stadt führte über eine mehrere hundert Meter lange ebene Zufahrtsstraße, geradezu verlockend, um freihändig zu fahren. Das tat ich dann auch. Bis ich ein Auto hinter mir höre. Ich fahre ganz rechts, um Platz zu machen. Ein VW Käfer überholt mich. Grün, mit einer blauen Lampe auf dem Dach. Polizei! Der Käfer hält vor mir, zwei grünuniformierte steigen aus. Ich muss anhalten, das Herz rutscht mir in die Hose.
Polizist 1 (sehr streng) zu mir:
Verlegenes Schulterzucken, schüchternes Gemurmel. Was sollte ich auch sagen.
Polizist 2 zu Polizist 1:
Polizist 1 geht zum Wagen, während Polizist 2 mein Fahrrad bedächtig, aber akribisch kontrolliert. Bremsen, Reifen, Licht, alles in Ordnung.
Polizist 1 kommt zurück mit einem Schraubenschlüssel in der Hand und fängt an, damit an meinem Lenker zu hantieren.
Polizist 2 zu mir:
Da hab' ich wirklich Glück gehabt.
Wenn ich danach nochmal freihändig gefahren bin, dann aber ganz vorsichtig: Nur, wenn ich mir sicher war, dass kein grünes Auto mit blauer Lampe auf dem Dach in der Nähe war.
-h-
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Der „Tatort“ auf Google Maps:
51°04'14.9"N 7°01'01.6"E