Die „Rauche”
Ende der 1980er-Jahre, Urlaub in Italien
Unseren Urlaub verbrachten wir in einer Ferienanlage an der italienischen Adria.
Im Bungalow nebenan wohnte eine junge Familie aus dem Frankfurter Raum. Vater, Mutter und zwei Kinder. Das jüngere war ein kleiner Kerl, der gerade die ersten Gehversuche unternahm. Es war amüsant ihm zuzuschauen, wie er sich ungelenk aufrichtete, zwei, drei Schritte torkelte, um sich dann wieder auf den Hosenboden zu setzen. Unermüdlich. Aufrichten, ein paar Schritte, hinsetzen. Aufrichten, ein paar Schritte, hinsetzen. Mit jedem Tag wurden die Schritte mehr, das Hinsetzen weniger. Der kleine Kerl war unermüdlich.
Seine Schwester, wohl knapp vier Jahre alt, war ein neugieriger Wirbelwind im Fragealter.
Genau so unermüdlich wie ihr kleiner Bruder versuchte das Laufen zu erlernen, stellte sie immer, wenn sie etwas für sie Neues entdeckt hatte, ihrem Vater die Frage:
An einem Abend saß ich auf den Stufen zur Veranda unseres Bungalows und zündete eine Tabakpfeife an. Neugierig kam die Kleine näher und schaute mir dabei zu. Als dann die Pfeife brannte und ich gehörigen Rauch in die Luft pustete, zog sie sich zu ihrem Vater zurück und es kam, was kommen musste,
Offensichtlich verunsichert blieb sie nachdenklich stehen. Den Begriff „Pfeife” hatte man ihr vielleicht früher schon anders so erklärt, dass man damit Töne erzeugen oder trillern kann. Wenn, dann konnte die Antwort nicht stimmen.
Und so stellte sie sich mit einer belehrenden Gestik vor ihren Vater und sagte mit energischer Stimme:
Während ich diese Zeilen schreibe, rauche ich eine Rauche.