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von Helmut Kudsk

Pfeifenreiniger

1970er-Jahre, Köln

Als Pfeifenraucher habe ich meine wöchentliche Tabakration in einem kleinen Lotto-Zeitschriften-Tabakwaren-Laden eingekauft. Das Geschäft gehörte einer älteren Dame, die hauptsächlich nur solche Produkte und Marken führte, die von ihrer Stammkundschaft gefragt waren.

Bei meiner ersten Nachfrage nach meiner bevorzugten Tabakmarke, die es eigentlich nur in spezialisierten Tabakläden gab, kam die Antwort: „Dat läuft he net. Aber wenn se mir verspresche, dat se nächste Woch widderkumme, han isch en do“.

„Versprochen!“

In der nächsten Woche war mein Tabak da – und dann immer, wenn ich danach gefragt habe.

Natürlich mussten meine Pfeifen auch regelmäßig gepflegt und gereinigt werden. Zur äußeren Reinigung habe ich ein Möbelwachs benutzt, das Auskratzen der festgebrannten Kohleschicht im Innern des Pfeifenkopfes war allerdings recht mühsam. Hier war echte Handarbeit mit Hilfsmitteln aus der Werkzeugkiste angesagt.

Dann stach mir irgendwo die Werbung für einen flüssigen Pfeifenreiniger ins Auge. Das könnte vielleicht eine gute Sache sein.

Beim nächsten Besuch in dem nunmehr „meinem Tabakladen“ habe ich nach flüssigem Pfeifenreiniger gefragt. Die Dame dreht sich um zu einem kleinen Regal, in dem eine Auswahl an Spirituosen ausgestellt war, nahm eine Halbliterflasche Doornkaat und stellte sie vor mich auf die Ladentheke.

„Nein! Flüssiger Pfeifenreiniger!“

„Dat es flüssijer Piefereinijer! Do is dat selve drinn wie in dem andern, nämlich Alkohol. Bei demm bezahlste für ne halve Liter sechs Mark, bei dem andern für en Schapskläsche voll zwei Mark. Bei demm kannste bei jeder Pief die de reinijst en Schnaps medtrinke. Dann sin ding Piefe sauber un dir jeht et jod.“

Die Zeiten haben sich geändert. Der kleine Laden mit der netten alten Dame ist nur noch Erinnerung. Zum Pfeifenreinigen benutze ich keinen Doornkaat mehr.
Whisky oder Cognac tun es auch – und schmecken besser.

-h-